Südliche Stadt
(~1928)


Ludwig Heinrich Jungnickel (*1881, †1965)

Landessammlungen Niederösterreich

Der Name Ludwig Heinrich Jungnickel als Synonym für exzellente Tierdarstellungen schlechthin vermag noch immer das Thema Landschaft als eine über Jahrzehnte reichende künstlerische Auseinandersetzung in den Schatten zu stellen. Seit der beginnenden umfangreichen Reisetätigkeit vor allem nach Italien in den 1920er Jahren und in das ehemalige Jugoslawien in den 1930er Jahren gehört die Landschaft zu seinen kontinuierlichen künstlerischen Themen. 
Interesse und Motivation an Landschafts- und ebenso an den Tierdarstellungen resultieren aus einer tiefen Skepsis und einem grundlegenden Unbehagen an der technischen Zivilisation und der daraus entstehenden Selbstentfremdung des Menschen. Harmoniebedürfnis und der Wunsch nach einem "natürlichen" Verhältnis zu sich selbst und zur Natur sind weitere Aspekte seiner Landschaftsmalerei, die sowohl Arbeiten in Öl als auch in noch größerem Ausmaß Aquarellbilder umfassen. "Südliche Stadt" ist eines jener Werke, das seine mediterranen Sehnsüchte manifestiert. 
Die feingliedrige, naturalistisch-impressionistische Darstellung einer vielgliedrig verschachtelten Häuseranlage vermutlich bei Neapel oder in Istrien geht weit über ein topografisches Festhalten südlicher Architektur hinaus. Vielmehr geht es um das Einbringen der charakteristischen Atmosphäre und der von ihm herbeigesehnten südlichen Stimmungen und Lebensformen. Jenseits von Stilisierungen und dekorativer Darstellungsweise eröffnen die Bilder eine Landschaft der Träume und Sehnsüchte. 
(Quelle: C. Aigner, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 188)